Schlafen unter dem Hermelinfell

Bernhard Knuth im Gespräch mit Petra und Udo Dott

Bürgermeister Bernhard Knuth im Gespräch mit Petra und Udo Drott.

Schlafen unterm Hermelinfell

Es war wohl ein edles Schlafgemach für erschöpfte Reisende auf der Postkutschenroute Berlin-Leipzig: Zierstreifen mit Marmorierung an den Wänden, Hermelinfell-Dekor über dem Bett und eine Scheintür, die dem Raum mehr Tiefe verleiht. Dem Charme des Gästezimmers der Beelitzer Posthalterei aus dem Jahr 1789 sind derzeit die Restauratoren Udo und Petra Drott auf der Spur. „Das gemalte Hermelinfellmuster an der Wand habe ich selbst in den Potsdamer Schlössern noch nicht gesehen“, sagt der Bad Belziger Restaurator begeistert.

Bei Sanierungsarbeiten in den Räumen, in denen bis vor gut einem Jahr die Stadtbibliothek Bücherfreunde empfing, wurden mehrere Schichten an Wandmalereien gefunden. Die ältesten stammen aus der Erbauungszeit der Posthalterei, aus dem Klassizismus. Bis dato waren sie jahrzehntelang unter Tapete versteckt. „Wir sind bei der Sanierung sehr sensibel vorgegangen, da wir bereits vermutet haben, dass es historische Muster an den Wänden gibt. Diese Vermutung hat sich nun mehr als bestätigt, denn es hat sich gezeigt: Wir haben ein wahres Kleinod, dass in jedem Raum mit Wandmalereien verziert war. Es ist wunderbar, dass wir hier nun die Chance erhalten, noch mehr Räume als historische Zeugen der abwechslungsreichen Geschichte unserer Stadt zu bewahren und künftig museal zu nutzen“, so der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth.

Seit Februar sind Udo und Petra Drott nun jeden Dienstag mit Pinsel und Farbpalette in der Posthalterei aktiv. „Rund zehn verschiedene Farbschichten sind an den Wänden nachvollziehbar. In kleinen Sichtfenstern haben wir die Originalfarbe an mehreren Stellen freigelegt und eine Schutzschicht aufgetragen, damit Besucher später die historischen Funde nachvollziehen können. Der Rest der Originale bleibt komplett geschützt. Wir zeichnen sie jedoch nach – so wie sie der Besucher 1789 wohl schon erleben konnte“, erklärt Petra Drott.

„Höchstens aus Kirchen oder Gutshäusern sind solche Muster sonst überliefert. Hier haben wir sie jedoch sowohl im früheren Gästezimmer als auch in einem Raum, in dem wahrscheinlich einst die Reisenden auf die nächste Postkutsche warten konnten. Das ist wirklich außergewöhnlich“, schwärmt Udo Drott – und greift wieder zum Pinsel. Denn noch gilt es, etliche Muster nachzuzeichnen, ehe die volle Pracht des Klassizismus nach 235 Jahren wieder die Wände ziert.