Erster „FairTeiler“ in Beelitz eingeweiht
Foodsharing in der Spargelstadt
Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll, und das trotz der durch Inflation gestiegenen Lebensmittelpreise und obwohl mittlerweile immer mehr Menschen Ernährungsarmut droht. Wie ein Bericht des Statistischen Bundesamtes von 2020 zeigt, wird der Großteil (59 % = 6,5 Mio. Tonnen) der Lebensmittel in den Privathaushalten weggeworfen, während beispielsweise im Handel rund 7 Prozent entsorgt werden. Dabei sind viele Produkte oftmals noch essbar, auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten wurde. Erst wenn ein Lebensmittel laut Verbrauchsdatums abgelaufen ist, gehört es in den Müll. Hier gilt es also zu unterscheiden.
Um dieser Verschwendung entgegenzuwirken und Lebensmittel vor der Abfalltonne zu bewahren, gründete sich im Jahr 2012 der foodsharing e.V.. Dieser will dazu anregen, das eigene Konsumverhalten und den Umgang mit unserem Essen zu überdenken. So sollen bereits Kinder erfahren, welche Arbeit hinter der Produktion eines Gutes steckt und dass dafür Wasser, Strom und Zeit benötigt werden. Erst, wenn wir lernen, all dies wertzuschätzen, merken wir, dass der Gang in den Supermarkt und die Produkte auf unseren Tellern nicht selbstverständlich sind.
Dafür engagieren sich allein im Raum Beelitz / Brück 25 aktive Foodsaver (= Mitglieder des foodsharing e.V.). Sie nutzen ihre Freizeit, um Produkte zu retten und zu verteilen. Und das seit neuestem nicht nur an Nachbarn und Freunde, sondern dank des frisch eingeweihten „FairTeilers“ an alle Einwohner unserer Stadt.
Raum mit Kühlschrank und Regal zum Bestücken
Dabei handelt es sich um einen kleinen Raum neben dem Beelitzer Familienzentrum in dem sich ein Kühlschrank und ein Regal befinden, die von den Foodsavern regelmäßig bestückt werden. Doch nicht nur sie können den Raum befüllen, sondern auch jeder andere. Sie haben zu viele Äpfel im Garten, die Sie gar nicht verbrauchen können, mal wieder zu viel gekocht oder sind sehr sensibel beim Thema Mindesthaltbarkeitsdatum und wenn Produkte dieses überschritten haben? Dann nichts wie ab in den „FairTeiler“ damit!
Was hingegen nichts in der Abgabestelle zu suchen hat, sind rohe oder alkoholische Lebensmittel (z.B. Pralinen, Sahnesorten, etc.) oder Essen, das laut Verbrauchsdatum abgelaufen ist. Wer selbst gebackene Kekse oder Gekochtes weitergeben möchte, muss dies in geschlossene Behälter abfüllen und mit dem Herstellungsdatum und dem Inhalt beschriften.
Wichtig: Der „FairTeiler“ kann von jedem genutzt werden, egal ob man etwas beisteuern oder entnehmen möchte. „Damit alle etwas davon haben, wäre es aber FAIR, wenn sich möglichst viele etwas abbekommen könnten, weil nicht einer alles nimmt,“ hofft Bianca Rochlitz, eine der Initiatorinnen des Projektes.
Es handelt sich hierbei um ein gemeinnütziges Vorhaben, das nicht den Wocheneinkauf ersetzen soll und für die Betriebsverantwortlichen strenge Vorgaben mit sich bringt. So wird der Raum täglich kontrolliert, die Lagertemperatur des Kühlschranks gemessen und alles regelmäßig gereinigt und desinfiziert. Trotzdem empfiehlt es sich die Produkte vor dem Verzehr noch einmal per Augen, Nase und Tastsinn zu überprüfen.
Übrigens soll der „FairTeiler“ laut foodsharing e.V. keinesfalls als Konkurrenz zur Tafel gesehen werden, sondern diese sinnvoll ergänzen. Immerhin werden die Produkte von den foodsavern an anderen Tagen abgeholt und dabei auch Lebensmittel mitgenommen, die die Tafel nicht annimmt, weil sie dafür keine Verwendung hat. Außerdem steht beim „FairTeiler“ nicht die Bedürftigkeit im Vordergrund, sondern die Rettung und Weiterverwendung der Produkte und damit auch die Abfallreduzierung. Ein Weiterverkauf der Produkte ist den Vereinsmitgliedern dabei strengstens verboten.
Auch für Blumen und Nonfoodprodukte da
Außerdem beschränkt sich der „FairTeiler“ nicht ausschließlich auf Lebensmittel. So können auch Blumen und „Non-Food“-Artikel wie ein Sack aufgerissener Blumenerde, Grillkohle oder andere Artikel mit defekter Verpackung gerettet und weiterverwendet werden. Dementsprechend dürfen sich nicht nur Supermärkte beteiligen, sondern grundsätzlich alle Unternehmen (z.B. auch Restaurants, Imbisse, Hotels usw.).
Bei Interesse kann man sich einfach an die Ansprechpartnerin Angela Hillger (Tel.: 033204 391 22) wenden.
Auch für die Betriebe müsste der „FairTeiler“ von Interesse sein. Schließlich können so Waren, die nicht mehr verkauft werden dürfen, trotzdem abgeschrieben und müssen nicht weggeworfen werden, wodurch man zusätzlich Entsorgungskosten spart. Obendrein kann man die Unterstützung des Projektes noch als PR für sich nutzen, sofern es vom Unternehmen gewollt ist.
Realisierung nur dank Hilfe möglich
Um diesen Ort des Lebensmittelteilens in der Küstergasse auf die Beine zu stellen, bedurfte es jedoch einiger Hilfe, wie Bianca Rochlitz verriet: „Daher möchten wir uns bei der Stadtverwaltung für den Kauf des Kühlschranks und die Übernahme der Stromkosten, bei der BeBaWo für das kostenlose Bereitstellen des Raumes und beim Bauhof für die tatkräftige Unterstützung in der Vorbereitung ganz herzlich bedanken. Ohne sie hätten wir unsere Idee des „FairTeilers“ nicht realisieren können.“
Wollen auch Sie Foodsaver werden? Dann finden Sie alle notwendigen Informationen unter: https://foodsharing.de/ .