Technik-, Bau- und Gartendenkmale

Technik-, Bau- und Gartendenkmale

Alte Posthalterei – Poststraße 16

Die Alte Posthalterei in Beelitz wurde 1789 vom damaligen Bürger- und Postmeister Gottlieb Ferdinand Kaehne im Stil des spätbarocken Klassizismus errichtet. Das Gebäude diente als Post- oder Post-Relais-Station an der bedeutenden Handels- und Verkehrsstraße zwischen Sachsen, dem Havelland und Berlin. Aus der Hauptstadt kommend mussten hier das erste Mal auf der Strecke nach Leipzig die Pferde gewechselt werden. Postsendungen konnten aufgenommen und abgegeben werden, Passagiere verschnaufen. Der Postmeister betrieb sogar eine Gastwirtschaft mit Pension. In Beelitz machten Persönlichkeiten wie Goethe, Schiller, Bach und Kleist Station.

1828 übernahm Johann Friedrich Simon Amt und Haus, zu dem auch 32 Pferde, fünf Postkutschen sowie sechs weitere Wagen gehörten. Seine Nachfahren betrieben die Posthalterei bis 1874, danach wurde in der Brauerstraße eine neue „Kaiserliche Postexpedition“ eröffnet. Das Haus in der Poststraße wurde fortan nur noch zum Wohnen genutzt. Aus dem Stadtbild verschwanden die Postkutschen zur Wende zum 20. Jahrhundert mit dem fortschreitenden Ausbau des Eisenbahnnetzes.Die Alte Posthalterei in Beelitz erhielt in den 1950er Jahren eine neue Funktion: Auf Initiative des Malers Kurt Verch wurde ein Beelitzer Heimatmuseum eingerichtet, es bestand bis 1973. Mitte der 1960er Jahren war das Haus vom Abriss bedroht, als Pläne zur Begradigung der Ortsdurchfahrt diskutiert wurden. Allerdings entschied sich der Rat der Stadt letztendlich dagegen. Knapp zehn Jahre später wurde das Haus Sitz von Parteien und Organisationen. Auch Standesamt und Bibliothek zogen hier ein. Kurz vor der Wende fanden an der Fassade und in den Innenräumen die ersten Instandsetzungsarbeiten statt, unter anderem wurde der Goethesaal als Trauzimmer hergerichtet. Die Stadtverwaltung nutzte das Gebäude nach der Wende weiter als Bibliothek und Standesamt – und das bis heute. 1999 zog wieder ein Heimatmuseum ins Erdgeschoss.

2009 wurde mit einer umfangreichen Hüllensanierung des Haupt– und der Nebengebäude sowie des Hofes begonnen. Im Innenbereich wurden historische Wandmalereien aus der Erbauungszeit freigelegt und aufgearbeitet. Zöpfe und Vasen im Torhaus und Landschaftsbilder im Obergeschoss geben ein eindrucksvolles Zeugnis vom damaligen Stellenwert der Posthalterei – und der beeindruckende Adler sowie das Posthorn über dem Tor erinnern an ihre einstige Funktion. Mit der Ausstellung „Reisegelegenheit nach Sachsen“ wird nun endlich auch eine inhaltliche Brücke zur einstigen Nutzung geschlagen – und zur Glanzzeit des Postwesens in Beelitz.

Rathaus – Berliner Straße 202 / Kirchplatz 5

Das Beelitzer Rathaus an der Ecke Berliner-/Poststraße ist bereits 1563 am heutigen Standort errichtet worden, fiel allerdings mehreren Stadtbränden zum Opfer. Das Gebäude in seiner jetzigen Form ist 1842 rekonstruiert worden, lange Zeit diente es als Volkssparkasse. 1994/95 ist das Rathaus saniert und mit dem benachbarten Gebäude am Kirchplatz 5 verbunden worden. Jenes Gebäude wurde im frühen 19. Jahrhundert als Knabenschule errichtet. Der Vorgängerbau an gleicher Stelle war seit 1700 das Beelitzer Schulhaus gewesen. Beide Gebäude dienen heute als Sitz der Stadtverwaltung.

Schmiedehof – Poststraße 14

Der für Beelitz typische Vierseithof befindet sich an einem Teilstück der zentralen Achse durch die Altstadt, der Poststraße. Hier führte die alte Handelsstraße zwischen Berlin und Leipzig entlang, was zu einem wichtigen Postkurs mit Pferdewechsel in Beelitz führte. Bei dem Objekt handelt es sich um ein ca. 1850 errichtetes Gebäudeensemble, bestehend aus einem zweigeschossigen Vorderhaus mit Seitenflügel, einer Alten Schmiede und einem das Grundstück zur Straße hin begrenzendem Torhaus.

Der letzte Schmiedemeister hat hier bis 2007 gearbeitet. Seine Werktatt in einem der Nebengelasse ist noch heute erhalten – einschließlich der Werkzeuge, des Schmiedeofens und einiger Erzeugnisse. Vor allem in den Wintermonaten bietet der Raum einen stimmigen Rahmen für Lesungen. Die Wohngebäude an der Straßenseite sind aufwendig saniert worden und bieten im Erdgeschoss Raum für zwei Geschäfte.

Der Hof selbst wird vor allem in den Sommermonaten vom Kulturverein Beelitz für Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte und Kabarett genutzt. Aber auch zum Beelitzer Adventsmarkt wird das geschichtsträchtige Ensemble geöffnet und lädt zum Kulturgenuss. Über einen Durchgang ist auch das benachbarte Hofgrundstück erreichbar, das mittlerweile ebenfalls saniert worden ist und an der Straßenfront ein Geschäft beherbergt sowie im hinteren ehemaligen Stallgebäude nun Raum für Ausstellungen bietet. Der Schmiedehof ist im Jahr 2011 als Denkmal des Monats von der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischem Stadtkern ausgezeichnet worden.

Ehemalige Brauerei – Mühlenstraße 30

Die Gebäude im Hof stammen in Teilen noch aus dem 16. Jahrhundert, seit 1650 werden an diesem Orte nachweislich Gäste bewirtet, wurde Bier gebraut und Landwirtschaft betrieben. Die Bierherstellung wurde 1925 vom damaligen Wirt Emil Baatz aus Altersgründen eingestellt. In den 1930er Jahren wurde von dessen Nachfolger die Beelitzer Spargelabsatzgenossenschaft mitbegründet – die eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Erfolg der Marke „Beelitzer Spargel“ wurde.

1953 wurde auf Druck der Behörden der DDR hin der Gastronomiebetrieb eingestellt. Durch den vorangegangenen Krieg, durch die Zwangskollektivierung und Materialknappheit in der DDR konnte kaum etwas für den Erhalt des historischen Ensembles getan werden. Lediglich das Haus an der Straße ist im 20. Jahrhundert neu errichtet worden, nachdem ein Brand den Vorgängerbau vernichtet hatte.

1991 begann die Sanierung des Gehöfts, das von der Eigentümerfamilie, welche die Gasttätte Zur Alten Brauerei in nunmehr 9. Generation betreibt, liebevoll gehegt und instand gehalten wird. Die Gaststätte öffnet saisonal von April bis September und erfreut sich dank des einmaligen Ambientes und der vorzüglichen Küche einer starken Nachfrage. Serviert wird während der Spargelsaison vor allem das Beelitzer Edelgemüse nach altem Rezept mit Kotelett und Salzkartoffeln.

Wasserturm Beelitz

Wasserturm Beelitz mit Statue im Vordergrund

Er ist untrennbar mit der Beelitzer Stadtsilhouette verbunden: Der 40 Meter hohe Wasserturm direkt am Beelitzer Bahnhof. Errichtet wurde das Bauwerk von 1926 bis 1928 nach Entwürfen des Architekten Winter in Klinkerbauweise und diente fortan zur Versorgung der damals rasant wachsenden Stadt mit Wasser. Bis 1944 beherbergte das Bauwerk auf seinen fünf Etagen das Beelitzer Zauche-Museum. Um den Turm herum wurde ein kunstvoller Park angelegt, in dem die Anwohner Ruhe und Erholung fanden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude durch Bomben beschädigt, und durch etliche Leckagen des weiterhin als Wasserreservoir benutzten Behälters kam es zu massiven Kalkauswaschungen und weiteren Schäden. 1986 wurde das Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt.

Ende der 1990er Jahre schlossen sich Beelitzer Bürger und Unternehmer zum „Verein zur Rettung des Beelitzer Wasserturms e.V.“ zusammen und warben Spenden und Fördermittel ein. Gemeinsam gelang die Sanierung des Bauwerkes unter anderem durch den Ausbau des Wasserbehälters und die Rekonstruktion der Außenhülle. Es wurden neue Geschoss-Decken eingezogen, ein Aufzugsschacht sowie ein Treppenhaus eingebaut. Zudem entstand ein Panorama-Café mit Toilettenanlagen. Auf das Dach wurde eine Sternwartenkuppel errichtet, für die 2004 schließlich ein Teleskop angeschafft wurde. Betrieben wird die Sternwarte heute vom Verein „Sternfreunde Beelitz e.V.“, der hier regelmäßige Himmelsbeobachtungen für die Öffentlichkeit anbietet und zu besonderen Anlässen wie dem Tag des offenen Denkmals immer am zweiten Sonntag im September für die Allgemeinheit öffnet. Von der Galerie des oberen Geschosses aus bietet sich ein weitläufiger Blick bis über die Beelitzer Ortsteile.

Im Jahr 2014 wurde im Außenbereich die historische Treppenanlage vom Wildwuchs befreit und aufwendig rekonstruiert – einschließlich des Rondells auf halber Höhe, das seitdem auch wieder von einer Apoll-Skulptur geschmückt wird. Von Beelitzer Bürgern gespendete Stauden säumen den Aufgang und lassen ihn bis zum Herbst erblühen. Auf der anderen Seite zum Beelitzer Stadtbahnhof hin entsteht derzeit ein Freizeitpark mit Skater-Anlage, Walking-Park und einem neuen Freibad für die Beelitzer.

Bockwindmühle – Trebbiner Straße

Bockwindmuehle in BeelitzDie letzte erhaltene Bockwindmühle vor den Toren der Stadt ist 1792 vom Müller Bernau errichtet worden. Ununterbrochen wurde sie von der Familie bis Mitte des 20. Jahrhunderts genutzt, um das Korn der Beelitzer Bauern zu mahlen. Zuletzt wurde jedoch ein elektronisches Mahlwerk eingesetzt, wodurch das Rutenwerk nicht mehr gebraucht und abmontiert wurde. Den Bock hatte man mit Brettern verkleidet, ansonsten erfolgten in den 200 Jahren keine baulichen Veränderungen.

2003 gründete sich ein Förderverein, der das Technikdenkmal bis 2007 aufwendig rekonstruierte und wieder voll funktionstüchtig machte. Die Bockwindmühle wurde dafür komplett zerlegt. Noch erhaltene Teile wurden aufgearbeitet, andere ersetzt. Aus praktischen Erwägungen wurde sie 50 Meter neben dem einstigen Standort wieder aufgebaut. Heute finden regelmäßig Veranstaltungen am Fuße der Bockwindmühle statt, zu denen die Besucher Einblick in Technik und Geschichte erhalten, vor allem zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag, zum Tag des offenen Denkmals im September und am dritten Advent, wenn der Verein einen kleinen romantsichen Markt rund um die Mühle öffnet. Außerdem werden informelle Trauungen von Brautpaaren nach dem alten Ritus der „Vermehlung“ vom Bockwindmüller vorgenommen.

Der Förderverein hat mittlerweile ein weiteres Projekt in Angriff genommen: Den Umbau der benachbarten Scheune zum Mühlenmuseum.

Beelitz Heilstätten

Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten „Arbeiter-Lungenheilstätten“ bildeten einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Die Gesamtanlage war für ihre Zeit mustergültig und zeigt, mit welchem sozialen Engagement und medizinischem Aufwand gegen die Tuberkulose als die verheerende Volkskrankheit zur späten Kaiserzeit vorgegangen wurde. Allein im ersten Vierteljahrhundert des Bestehens der Heilstätten wurden hier über 130 000 Patienten behandelt. Die Anlage funktionierte mit eigenem Heizkraftwerk, eigener Strom- und Wasserversorgung sowie Gärten, Bäcker und Fleischer völlig autark. Während der beiden Weltkriege diente die Anlage als Lazarett, nach 1945 und bis 1994 betrieb hier die Rote Armee ihr größtes Militär-Hospital außerhalb der Sowjetunion. Ein Teil des Komplexes ist nach der Wende umfangreich saniert worden und bietet heute mehreren Kliniken eine Heimat. Die noch unveränderten Gebäude sind beliebte Kulisse für Filmteams und Fotografen.

Seit September 2015 gibt es im Quadranten A des Klinikkomplexes einen Baumkronenpfad, der sich über Teile der alten Ruinen erstreckt. Unbeschreiblich ist die nachgewachsene Natur in und auf den Ruinen.

Weiterführende Informationen unter www.baumundzeit.de