Zwischen Kaminuhren und alten Buffets

In der Antik- und Trödelscheune Elsholz finden sich so manche Schätze. Die beiden Inhaber haben sich mit dem Geschäft einen Traum erfüllt

Die Objekte in der Scheune sind liebevoll arrangiert. Links parkt ein restauriertes Oldtimer-Motorrad der Marke MZ neben einer altertümlichen Zapfsäule. Weiter hinten in der Ecke stehen ein paar Töpfe auf Stühlen und dem Boden. In der Mitte des Raumes sind eine Kaminuhr und weitere Stundenwächter auf einer Anrichte drapiert, dahinter eine umgebaute Bahn-Weichenlaterne, die in unterschiedlichen Farbtönen leuchten kann. Dirk Schadow zieht die Kaminuhr auf, die jeweils zur vollen Stunde das Glockenspiel von Westminster ertönen lässt. „Zeitweilig ist meine Frau wahnsinnig geworden, weil in unserem Haus fünf bis acht Uhren zur vollen Stunde alle zusammen geklingelt haben“, sagt Schadow.

Dirk und Karola Schadow zwischen ihren Schätzen in ihrer Antik– und Trödelscheune in Elsholz. Fotos: Antje Schroeder

Dirk Schadow mag alte Uhren – und hat daraus ein Geschäft gemacht. Gemeinsam mit seiner Frau Karola betreibt er die Antik- und Trödelscheune in Elsholz. In dem Fachwerkgebäude neben dem Friedhof verkaufen sie die schönsten Stücke, die sie auf Auktionen ersteigern oder in alten Wohnungen finden. Die ehemaligen Berliner sind im Jahr 2012 nach Elsholz gekommen, zuvor wohnten sie schon einige Jahre in Teltow. Jahrelang hatten beide Eheleute im Reemtsma-Werk in Berlin gearbeitet – Karola Schadow als Maschinenführerin, Dirk als Gruppenleiter. Als das Werk dicht machte, sahen sie die Gelegenheit, einen Traum zu verwirklichen. Sie erwarben den alten Dreiseithof neben der Kirche und richteten ihn mit viel Eigenarbeit wieder her. Nebenher bauten sie sich eine neue Existenz als Händler alter Möbel und Gerätschaften auf.

Die Schadows bieten Haushaltsauflösungen als Dienstleistung an – sie räumen Wohnungen leer, wenn die Bewohnerin oder der Bewohner verstorben ist oder ins Pflegeheim muss und die Angehörigen keine Zeit haben, die Hinterlassenschaft selbst zu sortieren. „Gute Möbel rechnen wir aber an“, sagt Karola Schadow. Neben dem Verkauf in der Scheune vertreiben sie auch Möbel und antike Stücke über das Internet. Ein ausgestopfter Fuchs ging sogar nach New York. Einen Teil der Nachlässe geben sie an Flohmarkthändler weiter.

Drei bis vier Tage dauert es, einen normalen Haushalt aufzulösen. Vorsichtshalber geben sie als Richtwert aber immer zwei Wochen an. „Wir hatten schon mal Wohnungen, da stapelte sich alles bis zur Decke“, sagt Karola Schadow. Zum Beispiel bei einem älteren Herrn, in dessen Wohnung sich überall Zeitungen auftürmten.

Bei Schadows in der Scheune ist es deutlich aufgeräumter – und gemütlich. Die rechte Hälfte des Raumes könnte fast als Wohnzimmer durchgehen. In der Mitte ein Tisch mit Stühlen und einem Sessel. Von einem Balken hängt eine Leuchte, die einst zum Entwickeln von Filmen diente – und jetzt eine Wohnzimmerlampe mit industriellem Schick abgeben könnte.

In hohen Trüggelmann-Schrankvitrinen werden Vasen, Porzellanfiguren und Teekannen ausgeleuchtet. Diese edlen Möbel stammen aus einer Villenauflösung in Zehlendorf – von einem Händler, der mit einem großen Möbelhaus zu Geld gekommen war. Rechts daneben eine etwas niedrigere Vitrine aus der Wende zum letzten Jahrhundert mit eleganten gebogenen Fenstern. „Die war ziemlich beschädigt“, sagt Dirk Schadow. Die Vitrine gehörte einst einem Professor, stand dann jahrelang im Keller eines Pflegeheims. Dirk Schadow hat das zentnerschwere Möbelstück wieder zu einem Schmuckstück gemacht. Auch sonst arbeitet der gelernte Feinmechaniker in seiner Werkstatt bisweilen Möbel auf, hat schon mal eine verloren gegangene Holzkugel für einen Schrank gedreht.

Vier Wohnungen räumen die Schadows im Jahr aus, vor allem in Berlin. Genug Arbeit, wenn man das ganze Sichten, Reparieren und Transportieren bedenkt. Viel Zeit nehmen sich die Schadows auch für die penible Säuberung der Antiquitäten. Viele Küchengeräte aus längst vergangenen Zeiten können praktisch gleich wieder in Betrieb genommen werden. Zum Beispiel elektrische Kaffeemühlen, die wieder in Mode sind und von denen einige hier für kleine Münze erworben werden können. „Das ist manchmal lustig, die jungen Leute wollen so etwas wieder“, sagt Karola Schadow. Wer noch eine Kochmaschine zu Hause hat, kann dazu einen Kaffeeröster erwerben – ein spezieller Topf, der früher in die Ringe dieser Küchenungetüme eingehängt wurde. Auch ein Multiboy, ein elektrischer Gemüsezerkleinerer aus DDR-Produktion, steht zum Verkauf.

Geöffnet ist jeweils Freitags von zehn bis 18 Uhr. Die Scheune ist von außen kaum zu erkennen, nur ein kleines Schild weist an der Hoftür auf die verborgenen Schätze hin. Schadows verkaufen vor allem an Stammkunden und möchten am liebsten ein Geheimtipp bleiben. „Wir machen keine Werbung und möchten uns bei unseren treuen Kunden bedanken“, sagt Dirk Schadow.

Einmal fand dennoch Sven Deutschmanek den Weg hierher, einer der Experten bei „Bares für Rares“. In Elsholz war er inkognito unterwegs. Deutschmanek wollte unbedingt ein weißes Buffet kaufen, insistierte, bot das Doppelte. Die Schadows ließen sich nicht darauf ein, da das gute Stück bereits verkauft war. Wie sich im Nachhinein herausstellte, wollte Deutschmanek das Ehepaar aus Elsholz nur auf die Probe stellen. Er war ein Gartennachbar des Käufers.

„Wir hätten es ohnehin nicht gemacht“, sagt Dirk Schadow, ein entfernter Nachkomme des berühmten Bildhauers und Schöpfers der Quadriga auf dem Brandenburger Tor, Johann Gottfried Schadow. „Wir sind keine Goldgräber.“ Er und seine Frau seien glücklich mit dem, was sie machen und was sie haben. „Geld ist langweilig, dieses ganze `höher, weiter, mehr` ist überhaupt nicht unser Ding“, sagt Schadow.

Antje Schroeder