Zukunft der Kreisverwaltung: Standortentwicklung nicht zerreden

Zukunft der Kreisverwaltung: Standortentwicklung nicht zerreden

Wir als Stadt Beelitz haben uns in der Diskussion um die Entwicklung der Verwaltungsstandorte des Landkreises Potsdam-Mittelmark lange zurückgehalten. Auch wenn das Thema in der Vergangenheit sehr kontrovers zwischen den verschiedensten Seiten diskutiert worden ist, waren wir immer der Ansicht: Die Frage, wie und wo die Kreisverwaltung in Zukunft arbeiten wird, kann einzig und allein eine Entscheidung des Kreistages sein. Diese Entscheidung wurde bereits vor über zwei Jahren getroffen: Sie sieht die Entwicklung von zwei zentralen Standorten in Bad Belzig und Beelitz-Heilstätten vor.

Nun wird diese Diskussion von den Vorsitzenden der Kreistags-Fraktionen von CDU und Freien Wählern in der Märkischen Allgemeinen erneut aufgemacht und deshalb komme ich als Bürgermeister der kreisangehörigen Spargelstadt Beelitz nicht umhin, das Wort zu ergreifen. Denn es besteht die Gefahr, dass dieses sehr sinnvolle Vorhaben einer Zusammenführung von vielen dezentralen, zum Teil außerhalb des Kreisgebietes liegenden Verwaltungsstandorten, zerredet wird – frei nach dem Motto: Wenn man nur oft genug Zweifel streut, dann kann man irgendwann jedes Vorhaben zu Fall bringen.

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft der Status von Bad Belzig als Kreisstadt infrage gestellt wurde oder wird. Weder ist eine solche Idee Teil des beschlossenen Masterplanes, noch haben wir in Beelitz Ambitionen, diesen Status zu erlangen. Der Landrat und der Kreistag sowie große Teile der Kreisverwaltung bleiben auch in Zukunft in Bad Belzig beheimatet. Etwas anderes zu behaupten, gerade im Vorfeld der anstehenden Landratswahl, ist unsachlich und führt nur zu einer weiteren Emotionalisierung der Diskussion.

Ungeachtet der Argumente, die für einen Verwaltungsstandort in Beelitz-Heilstätten sprechen mögen, möchte ich prinzipiell unterstreichen, dass die Zusammenlegung der vielen Verwaltungsstandorte sehr sinnvoll ist. Viele Landkreise haben diesen Schritt bereits in den 1990ern nach der Kreisgebietsreform getan und sind damit gut gefahren.

  • Die Zusammenarbeit der Fachdienste an nur noch zwei zentralen Standorten dürfte wesentlich besser funktionieren als bisher. Im Moment dauert zum Beispiel die Bearbeitung von Bauanträgen viel zu lange, was mitunter auch am schwierigen Austausch zwischen den einzelnen Fachbehörden an unterschiedlichen Standorten liegen dürfte.
  • Die Schaffung eines oder zweier zukunftsfähiger Verwaltungssitze im Eigentum des Landkreises ist nachhaltiger als die langfristige Unterbringung der Mitarbeiter an angemieteten Standorten, die teilweise längst jenseits heutiger Standards in Sachen Ausstattung, Komfort und Energieeffizienz liegen.
  • Für die Bürger würde die Zusammenfassung der Verwaltung für mehr Klarheit sorgen, wer wann und wo erreichbar ist. Im Moment hat man je nach Anliegen bis zu drei verschiedene Anlaufstellen an drei verschiedenen Orten – ob man nun ein Haus bauen oder soziale Leistungen beantragen will. Schriftverkehr läuft zumeist umständlich auf dem Postwege über die Hauptadresse in Bad Belzig, was viel Zeit kostet.

Im Zuge der aktuellen Debatte wurde vonseiten der Freien Wähler und der CDU im Kreistag prognostiziert, dass Verwaltungsarbeit in Zukunft ohnehin überwiegend im Home Office erfolgen würde. Dem möchte ich als Leiter einer Kommunalverwaltung entschieden widersprechen: Die Arbeit am Laptop zwischen Küche und Kinderzimmer kann kein dauerhafter Zustand sein. Auch wenn es in der derzeitigen Situation der Corona-Pandemie eine adäquate Übergangslösung ist und vielleicht noch einige Zeit sein wird, ist ein fester Arbeitsplatz in entsprechender Atmosphäre außerhalb des eigenen zu Hauses für Angestellte wie auch für das Führungspersonal unverzichtbar. Dabei geht es zum einen um den regelmäßigen fachlichen und zum anderen auch den zwischenmenschlichen Austausch. Gerade beim Landkreis werden Entscheidungen von großer Tragweite gefällt – und das geht nicht von zu Hause aus, ohne sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, mit den Menschen zu reden oder mit Kollegen Rücksprache zu halten.

Es geht um Aspekte wie Teamarbeit und die Entwicklung von Ideen, die nur miteinander funktionieren können. Und es geht nicht zuletzt um eine klare Trennung von Privatem und Beruflichem: Die vielzitierte Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Grundlage einer gesunden und nachhaltigen Lebensweise gerät nachweislich aus den Fugen, wenn sich Arbeit und Freizeit immer stärker vermischen. Im Interesse der Angestellten sollten wir dies nicht aus den Augen verlieren. Und von zu Hause aus lösen wir sicher auch nicht die Probleme der Bürger.

Wenn man übrigens diese Einschätzung, Arbeit findet in Zukunft im Home Office statt, auf andere Branchen überträgt, dann bräuchten wir in Zukunft auch keinen Einzelhandel mehr, sondern nur noch Paketverteilzentren. Wir bräuchten auch keine Kindergärten mehr, da ja Eltern ohnehin zu Hause sind. Das kann und darf keine ernsthafte Zukunftsperspektive sein! Unsere Gesellschaft ist seit jeher vom Miteinander und von der Gemeinschaft geprägt. Das gilt nicht nur bei uns im ländlichen Raum, sondern generell.

Ein weiteres Argument, welches nun vorgebracht wurde, sind die steigenden Investitionskosten. Dazu möchte ich festhalten, dass ein Neubau in Beelitz sicher nicht teurer sein wird als einer in Bad Belzig. Über kurz oder lang wird der Landkreis in größerem Maße in seine Bausubstanz investieren müssen. Darüber hinaus darf man aber nicht nur die reinen Kosten sehen, denn Investitionen der öffentlichen Hand schaffen auch langfristig Werte. Und sie fließen in die heimische Wirtschaft, denn wer partizipiert denn am ehesten an den Ausschreibungen? Oft sind es doch die regionalen Firmen, die vor Ort Arbeitsplätze schaffen und für eine wirtschaftliche Stabilität sorgen.

Ich appelliere an die Mitglieder des Kreistages, sich bei der weiteren Umsetzung des Masterplanes nicht von politischen Meinungsumschwüngen oder lokalen Befindlichkeiten beeinflussen zu lassen, sondern das eigentliche Ziel im Auge zu behalten: die Entwicklung einer effizienten, gut erreichbaren, modernen und vorbildlich arbeitenden Kreisverwaltung, die im Interesse der Bürgerinnen und Bürger und nicht zuletzt aller kreisangehörigen Kommunen liegt. Und den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises lege ich nahe, genau zu schauen, welche Kandidaten für die Wahl des Landrates am 6. Februar sich wie positionieren. Denn an einer so zentralen Frage – wie wird die Kreisverwaltung für die Zukunft aufgestellt – kann man durchaus festmachen, wer in den nächsten Jahren Probleme anpacken will – und wer sie lieber hinausschiebt.

Bernhard Knuth,

Bürgermeister der Stadt Beelitz