Neue Zukunft für einstiges Struik-Gelände

Eine neue Mitte für die Kernstadt

Erste Ideen für eine mögliche Bebauung des 2,7 Hektar großen bisherigen Industriegeländes. Bild: Unternehmensgruppe SCHIELICKE BAU

Es waren lange und schwierige Verhandlungen gewesen und bisweilen deutete vieles darauf hin, dass eine Treuhandfonds-Gesellschaft eines der bedeutsamsten Grundstücke in der Beelitzer Kernstadt ergattert. Was dann aus dem bisherigen Struik-Gelände zwischen Clara-Zetktin– und Virchow-Straße geworden wäre – es hätte viel Ungewissheit mitgeschwungen. Mit Unterstützung aus dem Rathaus und der bisherigen Standortleitung ist es nun aber gelungen, dass ein Beelitzer Unternehmen den Zuschlag erhalten hat: Die Unternehmensgruppe Schielicke BAU hat das gut 2,7 Hektar große Areal erworben und will es nun zum Wohngebiet entwickeln.

„Als Beelitzer Traditionsunternehmen liegt uns die nachhaltige und attraktive Entwicklung unserer schönen Stadt sehr am Herzen“

„Ich bin sehr erleichtert, dass die Verantwortung für das Gelände in Beelitz bleibt. Mit der Firma SCHIELICKE wird das Areal nicht zur Brache, sondern – auch im Interesse der Stadt – entwickelt“, erklärte Bürgermeister Bernhard Knuth im Dezember im Hauptausschuss. Gemeinsam werde man ein Konzept erarbeiten, dass der politische Raum mittragen und der Bauherr zugleich umsetzen kann. „Als Beelitzer Traditionsunternehmen liegt uns die nachhaltige und attraktive Entwicklung unserer schönen Stadt sehr am Herzen und wir sind überzeugt, dass wir genau an diesem Standort einen großen Beitrag dazu leisten können“, so der Geschäftsführer der SCHIELICKE BAU Hoch-, Tief- und Ingenieurbau GmbH, Benjamin Schielicke.

Ende 2019 waren am Beelitzer Standort der einstigen Firma Struik-Foods die letzten Konservendosen vom Band gelaufen. Nachdem der international tätige Familienbetrieb, für den seit 2005 erfolgreich in Beelitz gearbeitet wurde, an ein anderes niederländisches Unternehmen verkauft worden war, kam die Schließung „aus wirtschaftlichen Gründen“. Schon als diese absehbar wurde, hatten sich die langjährige Geschäftsführerin des Standortes Karin Höpfner und Bürgermeister Bernhard Knuth dafür eingesetzt, dass eine für Beelitz gute Lösung gefunden wird. Wobei allerdings auch schnell klar wurde, dass niemand anderes die Anlagen weiterbetreiben und hier Dosengerichte produzieren wird, da der Markt als gesättigt gilt. Entsprechend groß ist die Freude über den nun gefundenen gemeinsamen Weg: „Für Beelitz liegt in dem Vorhaben ein enormes Potenzial, einerseits dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und andererseits auch klare Strukturen inmitten der Kernstadt zu erhalten“, so der Bürgermeister.

Erste Ideen, welche nun im Hauptausschuss bereits vorgestellt wurden, zeigen ein in sich geschlossenes Wohngebiet mit mehreren modernen Mehrfamilienhäusern entlang einer Stichstraße und inmitten von viel Grün, dass sich gut in die Mitte zwischen dem Platanenquartier auf der einen und der Beelitzer Altstadt auf der anderen Seite einfügt und eine Brücke zwischen ihnen schlägt.

Über Jahrzehnte ein Teil der Stadt – Ein Rückblick auf Struik Foods und die Zeit davor

Die Firmenentwicklung, die ich seit einigen Jahrzenten begleiten durfte, war sehr spannend, oft auch turbulent, vor allem aber über viele Jahre sehr erfolgreich.

Begonnen hat die Firmengeschichte mit der Gründung des VEB Havelland im Jahr 1956, dann erfolgte die Eingliederung unseres Betriebes in das Kombinat der Obst- und Gemüseverarbeitung der DDR.  Später entstand der Betrieb BEKINA und nach mehreren Privatisierungen (der Besitzer wechselte viermal!) übernahm die Struik GmbH den Betrieb. Während wir in der DDR Babynahrung produziert haben, begann mit der Privatisierung nach 1990 die Produktion von Suppen und Eintöpfen.

Im Konzernverbund der Firma Struik waren wir ein kleines Unternehmen, das ausschließlich für den deutschen und niederländischen Markt produziert hat.

Nachdem der Anteilseigner Herr Struik im Jahr 2017 sein Firmenkonstrukt an ein Unternehmen aus den Niederlanden verkauft hatte, begann man mit dem Abbau von Produktionsstandorten in Belgien und in Deutschland.

Die neue Konzernführung musste Maßnahmen ergreifen, um das Unternehmen effizient aufzustellen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Dabei haben wir hier in Beelitz aktiv mitgewirkt, um die Ergebnisse des Konzerns zu stabilisieren und weiter zu verbessern. Trotz positiver Betriebsergebnisse hier am Standort Beelitz konnten wir die Schließung unseres Betriebes, die im März 2019 endgültig verkündet wurde, nicht verhindern. Für uns alle keine befriedigende Situation, denn nun begann wieder einmal die Suche nach einem neuen Investor. Das brauchte viel Zeit, Geduld und Hartnäckigkeit.

Im Ergebnis der Verhandlungen, die wir in enger Absprache mit der Stadt Beelitz geführt haben, bekam eine seit 1905 bestehende Beelitzer Firma den Zuschlag, die Unternehmensgruppe SCHIELICKE BAU. Insgesamt eine sehr gute Entscheidung, allerdings bedeutet sie das endgültige Aus für einen Industriebetrieb an diesem Standort.

Aber mit dem Zuschlag für die Unternehmensgruppe SCHIELICKE BAU ist nun die Sicherheit gegeben, dass auf dem Areal für Beelitz und für alle Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt etwas Schönes und Bleibendes entsteht.

Geplant ist ein Wohnquartier der Zukunft. Sein Können in der Projektentwicklung bis zur schlüsselfertigen Bebauung hat das Unternehmen bereits an vielen Standorten unter Beweis  gestellt.

Wir bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die uns bis zuletzt mit ihrer Arbeitskraft zur Seite standen. Sie waren immer einsatzbereit.

Danke für so viel Verbundenheit. Ohne sie hätten wir den Bestand der Firma über Jahrzehnte nicht sichern können. Wir freuen uns auch darüber, dass der größte Teil der ehemaligen Mitarbeiter wieder einen neuen Arbeitsplatz gefunden hat.

Wir danken auch allen Gewerbetreibenden und Dienstleistern, die viele Jahre unsere Begleiter waren.  In all den Jahren erhielten wir immer, wenn es notwendig war, Hilfe und Unterstützung durch die Verwaltung Beelitz, insbesondere durch den Bürgermeister, Herrn Bernhard Knuth. Das war eine sehr  gute Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik. Dafür danken wir an  dieser Stelle ausdrücklich.

Bleiben Sie alle gesund und behalten Sie die vergangenen Jahre, unseres Bestehens , in guter Erinnerung.

Eine kleine Episode zum Abschluss: Im letzten Jahr haben wir oft über die vergangene Zeit gesprochen.   Dabei war immer die Frage gestellt worden: „Wer hat hier eigentlich gearbeitet?“ Es waren viele Beelitzer, Oma und Opa, Mutter und Vater, Onkel und Tanten, Ehepaare sowie Geschwister und andere Verwandte. Zeitweise hatte der Betrieb mehr als 200 Mitarbeiter. Ein junger Kollege, ehemals Berliner, der bei uns als Lebensmitteltechniker ausgebildet wurde, sagte mir: „Fragt doch nicht wer hier aus Beelitz gearbeitet hat, einfacher ist doch die Frage zu stellen, welcher Beelitzer hat hier nicht gearbeitet?“

Ja so ist es wirklich, viele Einwohner hatten hier einen festen und sicheren Arbeitsplatz.

Geschäftsführung,
Karin Höpfner