„Meine Ehefrau, meine Familie und mein Garten sind meine Jungbrunnen“
Achim Wolff über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Maxe Baumann und seine tiefe Verbindung zu Beelitz
Herr Wolff, Sie sind inzwischen das dritte Mal bei den Beelitzer Festspielen dabei und hatten noch viele weitere Auftritte in der Spargelstadt. Was zieht Sie immer wieder zu uns?
Für mich ist es ein Heimspiel geworden. Wir haben die Pension Schöller schon im Deutschen Haus und auf der Freilichtbühne auf der Stadtparkwiese gespielt. Dann kam vor zwei Jahren „Drei Männer im Schnee“ auf der neuen Bühne. Es ist ein wohltuendes Erlebnis jedes Mal hier in Beelitz, in jeder Weise! Mit Herbert Köfer, Winfried Glatzeder und vielen anderen berühmten Kollegen war das immer eine tolle Zeit und wirklich großes Theater!
Sie spielen ja hier den schrulligen Kleingärtner Ewald Mildenhauer, der einen Garten neben Maxe Baumann hat. Ist das Gärtnern auch etwas, was Ihnen privat liegt?
Zunächst mal: Das Schöne am Schauspielerberuf ist ja die Vielseitigkeit. Hier kommen zwei Sachen zusammen: In der Fernsehserie Salto Postale war ich der Schüchterne, durfte aber nicht so berlinern wie in der Pension Schöller. Hier kombinieren sich beide Sachen wirklich schön! Und Gartenarbeit ist auch im echten Leben ein Hobby von mir. Wir haben ja das Grundstück in Stahnsdorf und ein Wochenendgrundstück bei Plau am See, das ist mir sehr wichtig. Die Kleingärten, die ja auch in Beelitz nahe der Freilichtbühne sind, sind für mich eine vertraute Welt. Für mich war auch das Rentnerdasein überhaupt kein Problem, ich habe ja den Garten.
Sie haben den Renteneintritt also nicht so chaotisch erlebt wie Maxe Baumann?
Überhaupt nicht. Ich werde jetzt 87 und bin immer noch beruflich und auch im Garten aktiv. Meine Ehefrau, meine Familie und mein Garten sind meine Jungbrunnen.
Was sind denn persönliche Erinnerungen, die Sie mit den Fernsehfilmen von Maxe Baumann verbinden?
Mit dem Wort Erinnerung ist da eigentlich schon alles gesagt. Ich habe Gerd E. Schäfer immer sehr verehrt. Wir sind uns leider nie begegnet. Aber ich habe die Filme natürlich damals schon geschaut und jetzt noch einmal auf Youtube. Da muss ich sagen: Volle Verehrung für ihn und das ganze Team! Es war alles auf den Punkt gespielt. Der Regisseur war ja ein Kommilitone von mir – schon komisch, wie sich manchmal Sachen im Leben verbinden. Und auch die anderen Darsteller wie Helga Hahnemann oder Rolf Herricht haben das toll gemacht.
Ich musste erst einmal tief durchatmen. Denn es bleibt ein gewisser Respekt, das Ganze hier in Beelitz auch so auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu bringen. Dieses Vorbild verpflichtet einen wirklich. Aber ich bin optimistisch, dass das Ganze auch wirklich gut wird.
Bürger Lars Dietrich hatte das Wiedersehen mit Ihnen hier im Interview als besonderes Highlight für ihn hervorgehoben. Sie beide haben schon vor zwei Jahren zusammen bei den Festspielen gespielt. Beruht die Freude auf Gegenseitigkeit?
Ja, das sehe ich ganz genauso! In „Drei Männer im Schnee“ sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Ich kannte natürlich den Namen. Und dann kam er mit einer Liebenswürdigkeit und Normalität auf mich zu, die schon beeindruckend war! Wir haben sofort eine freundschaftliche Beziehung gehabt, was mir wirklich selten passiert ist. Wenn wir uns seither irgendwo gesehen haben, lagen wir uns gleich wieder in den Armen. Mein kleines Herz hat gleich „Hurra“ gerufen, als ich gehört habe, dass er in diesem Jahr wieder dabei ist.
Es brauchte also keine große Überzeugungskraft, Sie wieder für die Beelitzer Festspiele zu begeistern?
Es war selbstverständlich für mich, dass ich die Anfrage vom Bürgermeister, hier dabei zu sein, annehme! Und er hatte ja auch die Idee, meine Frau mit auf die Freilichtbühne zu holen. Das ist ein großes Geschenk für mich! Wir gehen beide die Texte durch, jeder hat seine Ideen. Wir bleiben Eheleute, wir sind ja seit 45 Jahren verheiratet. Aber wir sind in dem Moment Kollegen. Das ist schön so. Wir haben ja auch schon öfter zusammengearbeitet.
Was ist denn Ihr persönliches Highlight bei dieser Inszenierung?
Am meisten freue ich mich, wenn wir von den Erinnerungen aus der Vergangenheit eine gewisse Identität auf die Bühne bringen. Es muss ähnlich sein, schnell – und vor allem komisch! Das Publikum soll das Menschliche in den Rollen wahrnehmen. Ich bin ja nach der Wende in die Boulevard-Szene gedriftet. Allein die Pension Schöller habe ich über 1400-mal gespielt mit so tollen Menschen wie eben Winfried Glatzeder. Und auch die westdeutschen Kollegen wie Elisabeth Wiedemann haben mich geprägt. Wenn irgendjemand da ein Späßchen zu viel gemacht hat, hat Elisabeth immer auf den Tisch geklopft und gesagt: Junge, dass hast du gar nicht nötig! Die Komik muss beim Menschen und seiner Schauspielkunst bleiben und soll nicht in platter Comedy enden. Das ist mein größter beruflicher Ehrgeiz!


