Impfstart in Beelitz

Die Bewohner des Beelitzer Seniorenzentrums Negendanksland werden seit heute geimpft. Foto: Einrichtung
Mit einiger Verzögerung haben in Beelitz Impfungen gegen das Coronavirus Sars-CoV 2 begonnen – und das auch vorerst nur für einen kleinen Teil der Beelitzer. Heute ab 9:30 Uhr wurden 31 stationäre Bewohner des Seniorenzentrums „Negendanksland“ in der Nürnberger Straße geimpft. Auch die 93-jährige Hildegard Meyer bekam ihre erste Spritze mit dem Impfstoff von Biontech. Die Injektion muss nach drei Wochen wiederholt werden, um Immunität zu erreichen. Außerdem wurden Pflegerinnen und Pfleger und sonstige Angestellte geimpft. „Die Stimmung ist klasse, es läuft wie am Schnürchen“, sagte der Leiter der Einrichtung, Pfarrer Markus Kolbe. „Wir sind froh, dass es geklappt hat und wir es geschafft haben, bis dahin corona-frei zu bleiben.“
Auch die Recura-Kliniken in Beelitz-Heilstätten haben in dieser Woche angefangen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu immunisieren. Diese Woche würden 500 Angestellte geimpft, in der kommenden Woche gehe es weiter, sagte der Pressesprecher der Recura, Thomas Lehmann. 80 Prozent der Mitarbeiter würden bei der Impfung erreicht.
Im Seniorenzentrum gab es allerdings Abstriche: Nur ein Teil der Bewohner erhielt Zugang zur Impfung. Die 40 Senioren im betreuten Wohnen und die 30 Gäste der teilstationären Pflege hätten nicht mitgeimpft werden können, bedauerte Kolbe. Grund sei neben der Knappheit des Impfstoffes möglicherweise auch ein Personalmangel – es komme nur ein Arzt des Deutschen Roten Kreuzes, der vermutlich ohnehin schon acht bis neun Stunden brauchen werde. Die übrigen Senioren müssten dann ins Impfzentrum nach Potsdam fahren, wenn sich nicht noch eine andere Lösung finde.
Generell sind offenbar noch sehr wenige ältere Beelitzer in den Genuss einer Impfung bekommen. Ihr sei bisher niemand bekannt, sagte Johanna Ranneberg, die Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Beelitz. Sie fände es „unerhört“, dass nicht gleich alle Bewohner des Seniorenzentrums geimpft würden. Viele dieser Leute könnten auch nicht einfach mit dem Bus nach Potsdam fahren.
Der Impfstart in Brandenburg ist insgesamt schleppend verlaufen. Das war auch mit ein Grund dafür, dass im Beelitzer Seniorenzentrum erst Mitte Januar – drei Wochen nach der Zulassung des Impfstoffes – mit der Immunisierung begonnen werden konnte. Erst seien die Bewohner der stark von Corona betroffenen Heime im Süden Brandenburgs geimpft worden, so Kolbe.
Ältere Menschen, die noch in den eigenen vier Wänden wohnen, müssen ohnehin ins Impfzentrum – sofern sie überhaupt bei der Hotline durchkommen und einen Termin ergattern können. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher hat jetzt aber angekündigt, die Zahl der bisher geplanten elf Impfzentren auf 18 zu erhöhen, um Bürgern in den ländlichen Räumen einen leichteren Zugang zu verschaffen. Bis Anfang Februar sollen unter anderem Impfzentren in Brandenburg/Havel und Luckenwalde eröffnet werden.
Die im Versorgungscluster Corona zusammengeschlossenen 18 Krankenhäuser – darunter die Recura-Kliniken Beelitz-Heilstätten – seien mit dem Land im Gespräch, ob und wie bei der Corona-Impfung unterstützt werden könne, sagte Lehmann. Innerhalb der Klinikgebäude sei eine Impfung der Anwohner wegen der sehr strengen Hygienevorgaben allerdings nicht möglich. Gäste können derzeit die Kliniken nicht betreten.
Von den stationären Bewohnern im Beelitzer Seniorenzentrum ließen sich bis auf einen alle impfen. Größer ist die Zurückhaltung bei den Pflegerinnen und Pflegern, wo sich von 30 nur 26 eine Spritze mit dem Impfstoff verpassen ließen. Das sei aber ein guter Schnitt um Vergleich zu anderen Einrichtungen, betonte Kolbe. Eine Impfpflicht gebe es in der Einrichtung nicht.
Generell sind die Brandenburger bislang skeptisch. Ende Dezember wollten nach einer Umfrage der Märkischen Allgemeinen 40 Prozent der Brandenburger noch abwarten, 16 Prozent lehnten eine Impfung gegen das Corona-Virus generell ab. Antje Schroeder