Als Hartwig Remy früher an der Schäper Kirche vorbeifuhr, kam ihm immer derselbe Gedanke: „Da müsste man dringend etwas machen.“ Das Gotteshaus bot einen trostlosen Anblick: Der Putz bröckelte von den Fassaden, von der Turmuhr war kaum noch etwas zu erkennen und die Dachziegel begannen abzurutschen. Vielen Einwohnern im Dorf ging es ähnlich, und weiter der Verfall ihrer Kirche voranschritt, um so stärker wurde der Wille, tatsächlich „etwas zu machen“. Vor gut zehn Jahren wurde der der Förderverein Schinkelkirche Schäpe e.V. gegründet mit dem Ziel, die 1827 vom preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel persönlich entworfene Kirche zu retten. Nun löst sich der Förderverein wieder auf.
„Ohne das Engagement der Stadt Beelitz wären wir aber nicht weit gekommen“
„Der Zweck ist erfüllt, die Kirche ist fertig“, sagt Remy, der als Vorsitzender neben den Bauarbeiten und Anschaffungen auch so manche Spendenaktion koordinierte. Und tatsächlich strahlt das Gotteshaus seit gut einem Jahr weit über die Ortsgrenzen hinaus. „Ohne das Engagement der Stadt Beelitz wären wir aber nicht weit gekommen“, unterstreicht Remy. Ab dem dritten Bauabschnitt, der Sanierung der Gebäudehülle, hat die Stadt als Projektträger übernommen und Eigen– und Fördermittel eingesetzt, das Baugeschehen im Rathaus auch koordiniert. Die Beelitzer Stadtverordneten haben das Vorhaben ihrerseits unterstützt und mitgetragen. Als letzte Anschaffung, die der Verein nun noch geleistet hat, sind vor kurzem knapp 100 Massivholzstühle gekauft worden. „Um die Belebung der Kirche werden sich dann andere kümmern, erste Ideen gibt es schon“, verrät Remy.

Hartwig Remy hat als Vorsitzender des Fördervereins Schinkelkirche Schäpe eine Menge bewegt im Ort und für die Kirche.
Beelitz‘ Bürgermeister Bernhard Knuth hofft ebenfalls, dass an die Arbeit vor Ort angeknüpft wird. „Die Kirche haben wir gemeinsam gerettet, nun ist es wichtig, dass sie so ein effektiver Motor für das Dorfleben bleibt. In den vergangenen Jahren sind durch die Sanierung zahlreiche Initiativen angestoßen und umgesetzt worden, wodurch die Menschen vor Ort zusammengebracht wurden. Das wünsche ich mir auch für die nächsten Jahre in Schäpe.“
Eines der ersten Dinge, die der Förderverein damals initiiert hatte, war die Produktion des Info-Blattes für Schäpe, in dem nicht nur über die Baufortschritte berichtet wurde, sondern immer auch ortsgeschichtliche Themen beleuchtet und Veranstaltungen angekündigt wurden. Auch die Homepage www.schäpe.de wurde auf den Weg gebracht. Und das Ortswappen, welches unter Beteiligung der Bürger entworfen wurde, hat weite Kreise gezogen: Alle Beelitz-Dörfer, die bis dato noch kein eigenes Wappen sind dem Beispiel gefolgt und haben in den letzten Jahren nachgezogen. Darüber hinaus sind auch neue Traditionen geschaffen worden wie das Treffen an der alten Feuerwehr immer am Neujahrstag mit Lagerfeuer. Auch Veranstaltungen an und in der Kirche wurden unter dem Dach des Fördervereins organisiert.
Kernaufgabe blieb aber die Rettung des Bauwerkes, an das zuletzt Anfang der 1960er Jahre fachmännisch Hand angelegt worden war. 900.000 Euro hat das Vorhaben grob gekostet, ein großer Teil davon konnte aus Fördermitteln der EU und anderer Institutionen eingeworben werden. Auch die Stiftung zur Bewahrung von Kirchen in Berlin und Brandenburg brachte einen ordentlichen Teil auf, ebenso wie der Förderkreis Alte Kirchen in Berlin-Brandenburg und die Denkmalbehörden von Land und Landkreis. Der Förderverein selbst steuerte eine Summe von insgesamt 120.000 Euro bei – aus Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden.
Um Geld zu akquirieren, waren die Schäper sehr kreativ: Das markanteste Beispiel ist der Umbau der alten Schmiede neben der Kirche zum „Fünf-Minuten-Museum“ gewesen, der ebenfalls mit Unterstützung der Stadt erfolgte. 2016 wurde das kleine Gebäude durch die Designerin Susanne Noé zum Wohnzimmer mit Ausstellungsfunktion umgerüstet. Der freiwillige Eintritt wird in einer Spendenbox gesammelt und ging bislang direkt in die Kirchensanierung.
Auch für die Finanzierung des Glockenschauers neben der Kirche hatte man sich etwas einfallen lassen: der damalige Ortsvorsteher und zweiter Vorsitzender des Fördervereins Axel Grüsner hatte Familien aus ganz Deutschland angeschrieben, die den Namen Schäpe tragen. Und tatsächlich fanden sich unter ihnen viele bereitwillige Spender, die seither auch auf Namensschildchen verewigt sind. Viele davon waren auch neugierig und haben den Ort besucht.
Auch konventionelle Spendenaufrufe trugen immer wieder Früchte und ermöglichten zusätzliche, aber wichtige Anschaffungen. So wurde die Turmuhr nicht nur rekonstruiert, sondern auf alle vier Seiten des Bauwerks erweitert. Auch die im Frühjahr angeschaffte Orgel, die vorher in Xanten stand, konnte gekauft werden, nachdem noch einmal alle Kräfte mobilisiert wurden. Zum anstehenden Weihnachtsfest werden nun wieder Orgelklänge zu hören sein in der Schäper Kirche. Und wenn der Förderverein ab dem 1. Januar Geschichte ist und die Mitglieder an der Kirche vorbeifahren, dann wird sich jeder denken: „Das haben wir gemacht!“