Hoffnungsschimmer in schweren Zeiten
In Beelitz hat die Vorweihnachtszeit begonnen: Deutlich sichtbar mit Zehntausenden Lichtern in den Straßen, Fenstern, auf den Plätzen und an den Fassaden der Häuser. Die Weihnachtsbeleuchtung in der Spargelstadt ist immer ein Hingucker für Bürger und Besucher. In diesem Jahr kommt ihr eine noch größere Bedeutung zu, denn in Zeiten der Corona-Krise verbreitet sie buchstäblich einen Hoffnungsschimmer für jeden, der in der Stadt unterwegs ist.
„Jetzt in der Pandemie, wo man doch sehr eingeschränkt ist, lernt man noch mehr zu schätzen, wie schön es ist“, hat zum Beispiel der Beelitzer Sven Pippig in einer Email ans Rathaus geschrieben. „Ob am frühen Morgen auf dem Weg zur Arbeit oder abends: Es zaubert mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen.“ Er vermisse die ausgefallenen Veranstaltungen wie Spargelfest und Weihnachtsmarkt schon sehr, schreibt er. Auch die Beelitzerin Nicole Hahn findet, dass die Beleuchtung jedes Jahr ein Highlight ist – „und eine riesige Motivation für die Kinder, trotz Kälte spazieren zu gehen“, wie sie auf der Facebook-Seite der Stadt vermerkt hat. Ein anderer schreibt, was er seinen Kindern antwortet, wenn sie fragen, warum hier alles so toll glitzert: „In Beelitz wohnt der Weihnachtsmann.“
Auch die kleineren Beelitzer Ortsteile bekommen Unterstützung bei der vorweihnachtlichen Gestaltung: So sind in diesem Jahr erstmals sowohl in Buchholz als auch in Zauchwitz mit dem Gemeindeteil Körzin jeweils 16 Weihnachtssterne an den Straßenlaternen installiert worden. Auch in Fichtenwalde gibt es wieder Beleuchtung, unter anderem einen großen Stern, als Ergänzung des großen Baumes, um den sich Unternehmen und Bürger vor Ort gekümmert haben. Darüber hinaus erhält jedes Beelitz-Dorf auch einen großen, rund einen Meter hohen und beleuchteten Schwibbogen mit der jeweiligen ortstypischen Silhouette. Die Kunstwerke werden in der Werkstatt der Tischlerei Beelitz handgefertigt. Die Kernstadt und der Ortsteil Rieben hatten die ersten, vor zwei Jahren kamen Elsholz und Reesdorf dazu, im vergangenen Buchholz und Zauchwitz. In diesem Jahr feiern die Bögen in Schäpe und Salzbrunn ihre strahlende Premiere.
Mittelpunkt des vorweihnachtlichen Lichterspektakels bleibt aber die Beelitzer Altstadt: Ob nun die fast 60 leuchtenden Kugeln an den Straßenlampen oder die Lichterketten, LED-Vorhänge und Sterne an den Gebäuden sowie freistehende Installationen wie der große Springbrunnen im Lustgarten und die Kerzen am Eingang zur Alten Posthalterei: Es hat etwas Märchenhaftes, wenn man hier entlangflaniert. Der große Weihnachtsbaum auf dem Kirchplatz wird von einer 650 Meter langen Lichterkette zum Strahlen gebracht. Auch im Lustgarten steht ein geschmückter Baum, weitere kleinere findet man in den öffentlichen Gebäuden. Letztere wurden vom Werderaner Tannenhof gesponsert – als Dank für die Weihnachtshütten, welche die Stadt dem Unternehmen in diesem Jahr zur Verfügung gestellt hat. Denn der Adventsmarkt konnte in Beelitz – wie überall – in diesem Jahr nicht stattfinden, ebenso wie die vielen kleineren, liebevoll gestalteten Märkte in den Ortsteilen – und wie die Konzerte und viele weitere Traditionen, welche den Advent in Beelitz seit jeher geprägt haben.
Durch die Einschränkungen, die das erneute Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit sich gebracht hat, sind in Beelitz aber auch viele kreative Ideen entstanden, wie man trotzdem in Kontakt miteinander bleiben kann und die schönste Zeit des Jahres nicht völlig klanglos vorüberziehen lassen muss. So gibt es in den Restaurants und auf den Spargelhöfen die „Gans to go“, also Gänsebrust und –Keule (oder auch komplett) frisch zubereitet zum Mitnehmen oder Liefern lassen. Der Spargelhof Klaistow versendet sogar vorgegarte Gänse per Kurierdienst, die man dann zu Hause nur noch in den Ofen schieben muss. Der weithin bekannte Familienbetrieb heißt aber auch weiterhin Besucher willkommen, die – in Berücksichtigung der Kontaktbeschränkungen – im Hofladen einkaufen oder mit den Kindern über den Spielplatz tollen möchten. Das Wildgehege wird überdies seit Anfang Dezember dank weihnachtlicher Illumination zum „Lichterwald der Tiere“ und lädt große und kleine Besucher zum Spaziergang.
In Fichtenwalde wurde ein Wettbewerb gestartet, bei dem das „am schönsten beleuchtete Grundstück“ am Ende der Adventszeit gekürt wird, in der Beelitzer Kernstadt locken Weihnachtshütten zum Schlemmen und Trinken „auf den Weg“, unter anderem in der Karl-Marx-Straße 40 bei „Kochgenuss und Feinkost“ oder in der Herrmann-Löns-Straße 4 vor dem Lokal Genial. Vor allem für die Vereine wird indes das Internet zum wichtigen Hilfsmittel, um per Videokonferenz gemeinsam zu trainieren, sich auszutauschen und sich nicht aus den Augen zu verlieren.
Moderne Kanäle und herkömmliche verbindet indes die Evangelische Kirchengemeinde St. Marien / St. Nikolai zu Beelitz, die bereits zum Martinstag Familien zum individuellen Stadtspaziergang geladen hatte und in den Fenstern der Altstadt die Martinsgeschichte auf Schaubildern nacherzählt hat. Die Protagonisten sind dabei sogar selbst zu Wort gekommen: Auf der Internetseite www.kirche-beelitz.de gibt es sogenannte „Podcasts“, also Hörstücke, die von den Gemeindemitgliedern selbst eingelesen wurden. Das Gleiche ist für die Adventszeit geplant: Hinter den Fenstern in den Geschäften wird – als Adventskalender – an jedem Tag ein weiteres Stück Text gezeigt. Über einen QR-Code, den man mit dem Mobiltelefon einscannen kann, gelangt man dann auf die Homepage der Beelitzer Kirche und kann sich anhören, was die Protagonisten zu sagen haben.
Sogar der Weihnachtsmann wird sich – wenn er denn schon in Beelitz wohnt, wie man hier vermutet – am Heiligen Abend blicken lassen. Bislang versammelten sich die Familien an jenem Tage immer frühabends auf dem Kirchplatz und haben ihn hier in Empfang genommen. Daraufhin hat der Weihnachtsmann dann Geschenke für die Kinder, welche die Eltern im Vorfeld im Rathaus abgeben konnten, verteilt. Die Beelitzer Unternehmerin Steffi Schmidt, die neben dem Feinkostgeschäft in der Berliner Straße 200 auch einen Pferdehof betreibt, will als Organisatorin der Aktion in diesem Jahr eine Alternative anbieten. So wird der Weihnachtsmann in der Kutsche ohne Station zu machen durch die Stadt fahren und, zu einem festgelegten Zeitpunkt, in den Straßen den Kindern Süßigkeiten zukommen lassen. Es darf natürlich gewinkt, fotografiert – und hoffentlich auch ein wenig gestrahlt werden. Selbst in diesen ungewöhnlichen Zeiten.