Beelitz wurde wieder zur Filmkulisse

Für die Kameras wurde es dunkel

Ein regnerischer Novemberabend in einer deutschen Kleinstadt: Überall auf den Gehwegen flattert Müll herum, schemenhaft zeichnen sich vereinzelt Menschen im Halbdunkel ab. In einer Seitenstraße lauert ein Wasserwerfer – um die zunehmend aufgebrachten Bürger, die seit Tagen im Kalten und Dunkeln leben müssen, notfalls auseinanderzutreiben. Die Straßenbeleuchtung ist ausgefallen – ebenso wie alles andere, was mit Elektrizität betrieben wird.

Das Szenario eines europaweiten Stromausfalls, welches der österreichische Autor Marc Elsberg in seinem Roman „Blackout“ entworfen hat, ist gestern nach Beelitz verlegt worden: Die Spargelstadt ist als eine der Kulissen für eine neue Miniserie ausgewählt worden, welche gemeinsam von W&B Television, Joyn und Sat1 seit September in Deutschland, Italien und Nordafrika produziert wird. In der Hauptrolle ist Moritz Bleibtreu zu sehen, in weiteren Rollen spielen Heiner Lauterbach,  Jessica Schwarz, Francis Fulton-Smith, Herbert Knaup und Lea von Acken sowie viele weitere.

Nachdem es bereits im September einen Aufnahmetermin in Beelitz gegeben hatte, rückte das Drehteam Mitte November abermals an, um hier in der abgedunkelten Altstadt weitere Szenen aufzunehmen. Ein Setbesuch war aufgrund der Corona-Eindämmung nicht möglich – aber auch sonst herrschte vonseiten der Verantwortlichen Zurückhaltung. Zaungäste wollte man vermeiden, vor allem Fotografen, die auf der Jagd nach Bildern der Darsteller sind, wie es hieß. Dabei herrscht in Beelitz selbst mittlerweile schon eine gewisse Gelassenheit, was Filmarbeiten angeht – nach mehreren Polizeiruf-Folgen, aber auch Hollywood-Produktionen wie zuletzt „A cure for Wellness“, der in Heilstätten gedreht wurde.

Erst im vergangenen Jahr liefen hier Aufnahmen für die Serie „Sløborn“, die im Juli 2020 im ZDF ausgestrahlt wurde (und übrigens noch in der online-Mediathek angeschaut werden kann). Von dem ursprünglichen Sendetermin im Frühjahr war man aufgrund der Corona-Pandemie abgewichen – denn die Ausbreitung einer neuartigen Seuche steht im Mittelpunkt dieser Serie, die unter anderem mit Wotan-Wilke Möhring und Alexander Scheer ebenfalls prominent, aber auch mit vielen Nachwuchsschauspielern top besetzt gewesen ist. Allerdings verlief die Film-Pandemie weitaus dramatischer und endete in vielen Fällen tödlich. In Beelitz hatten die Serienmacher ein provisorisches Seuchenzentrum errichtet und die Diesterweg-Grundschule zum Gymnasium der fiktiven Nordseeinsel „Sløborn“ gemacht.

Nun also wieder eine Roman-Katastrophe: Blackout – das Buch wurde rund 1,7 Millionen Mal verkauft – beginnt mit einem Vorfall, der im europäischen Stromnetz eine fatale Kettenreaktion ausgelöst: Überall schalten sich Kraftwerke ab, Fahrstühle stecken fest, Züge bleiben stehen. Während Regierung und Behörden mit den Auswirkungen des Blackouts kämpfen, gerät Pierre Manzano (gespielt von Moritz Bleibtreu), ein ehemaliger Hacker und Umweltaktivist, in den Fokus der Ermittler, denn er behauptet, dass der Blackout ein gezielter Anschlag sei. Sein vermeintliches Insiderwissen machen Manzano, der Europol und BKA eigentlich helfen will, plötzlich selbst zum Verdächtigen. Mit der Suche nach den Verursachern beginnt für ihn ein Wettlauf gegen die Zeit.

Welche Szenen genau in Beelitz gedreht wurden, wurde nicht mitgeteilt. Allerdings wurde die Straßenbeleuchtung für einen Abend außer Betrieb gesetzt, die Straßen rund um den Kirchplatz immer wieder sporadisch gesperrt. Die Anwohner hatte man dazu aufgerufen, das Licht in den Räumen zur Straße hin während der Aufnahmen aus zu lassen. Der Sendetermin der Serie „Blackout“  ist für den Herbst 2021 auf dem Streamingdienst Joyn geplant, im Frühjahr 2022 sollen die voraussichtlich sechs Folgen dann auf Sat1 ausgestrahlt werden.